Ein neuer Ort des Erinnerns in Hamburg: „denk.mal Fruchtschuppen C“ eingeweiht
Seit dem 16. Mai 2025 hat Hamburg ein weiteres bedeutendes Gedenkzeichen: Mit dem denk.mal Fruchtschuppen C im südlichen Überseequartier wurde ein Ort geschaffen, der an die Deportation von Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten erinnert. Ein bewegender Schritt im fortwährenden Ringen um Sichtbarkeit und Anerkennung.
Die feierliche Eröffnung fand anlässlich des 85. Jahrestags der sogenannten Mai-Deportation vom 16. Mai 1940 statt. In eindrucksvollen Redebeiträgen erinnerten Carsten Brosda (Senator für Kultur und Medien), Rudko Kawczynski (Rom und Cinti Union e.V.), Arnold Weiß (Landesverein der Sinti in Hamburg e.V.) und Kristina Vagt (Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte) an das Leid der Opfer und die Verantwortung der Gegenwart.
Ein besonders bewegender Moment war die Lesung von Gina Knudsen, einer 16-jährigen Romni, die bereits in dritter Generation in der Bürgerrechtsarbeit aktiv ist. Sie las aus dem Erinnerungsbericht des Überlebenden Rigoletto Weiß – eine eindrucksvolle Geste der jungen Generation im Zeichen des Gedenkens.
Nach der Enthüllung des Denkmals folgte ein symbolischer Gedenkmarsch: Gemeinsam gingen wir vom denk.mal Fruchtschuppen C zum denk.mal Hannoverscher Bahnhof. Dabei trugen wir Bilder von Sinti, die einst im Fruchtschuppen zusammengetrieben und anschließend vom Bahnhof aus deportiert wurden – ein stiller Zug des Erinnerns.
Am Hannoverschen Bahnhof legten wir Kränze nieder und gedachten in einer Schweigeminute der von dort deportierten Sinti und Roma.
Bereits seit 1983 erinnert die Rom und Cinti Union e.V. jedes Jahr an die Opfer dieser Hamburger Deportation nach Belzec – zunächst an der Nöldekestraße in Harburg, und seit 2003 in der HafenCity, lange bevor ein offizielles Denkmal an diesen Ort des Schreckens erinnerte. Das neue denk.mal Fruchtschuppen C ist somit auch Ausdruck eines jahrzehntelangen zivilgesellschaftlichen Engagements – getragen von Betroffenen und ihren Familien.
Es ergänzt den bestehenden Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof, der seit 2017 an die Deportationen von Jüdinnen, Juden, Sinti und Roma erinnert. Die Rom und Cinti Union e.V. sowie der Landesverein der Sinti in Hamburg e.V. – beide Gründungsmitglieder des Dachverbands Hamburger Roma- und Sinti-Vereine – haben über viele Jahre hinweg entscheidend zur Gestaltung und Realisierung beigetragen.
Mit dem denk.mal Fruchtschuppen C wird das Erinnern nicht nur vertieft, sondern durch die Stimmen der Überlebenden und ihrer Nachkommen lebendig gehalten.